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© fishy


if|Performancereihe
vom 10. bis zum 13. September 2015 | >> Programm und Kartenreservierung
>> Glashaus ADRIA Wien, 1020, Donaukanal Promenadenweg (Höhe Salztorbrücke) | >> Lageplan


Aufgrund einer genetischen Störung kann der Stoffwechsel von Menschen mit Albinismus kaum Melanin produzieren, ein Pigment, das die Haut und Augen vor Sonnenstrahlung schützt und dunkel färbt. Von daher sind sie gerade in tropischen Gebieten gefährdet, an Hautkrebs zu erkranken oder zu erblinden. Darüber hinaus werden den „weißen Schwarzen“ seit Jahrhunderten übernatürliche Kräfte zugeschrieben. In der ostafrikanischen Hochebene rund um den Victoriasee gelten sie als zeru-zeru, als unsterbliche Geister, sonderbar und verwunschen. Durch die Stigmatisierung werden sie aus der Gesellschaft gedrängt und bleiben so in der Öffentlichkeit unsichtbar, obwohl ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung in diesem Gebiet weltweit gesehen am größten ist.


© EPA / Johan Baehvman | Unicef Foto des Jahres 2009

Von der Menschenrechtsorganisation Under The Same Sun wurde 2006 die erste Tötung eines Menschen mit Albinismus verzeichnet, bis 2015 wurden insgesamt 140 gezählt, Tendenz steigend. Dahinter steckt der weit verbreitete Glaube, dem zufolge ihre Körperteile Glück bringen: Weiße Haare, in Fischernetze geknüpft, sollen die Fangchancen vergrößern, das Trinken von Albino-Blut das Liebesglück steigern. Besonders kostbare Trophäen sind Amulette oder Schuhe aus Albino-Haut. Berichten zufolge haben sich die Attacken in Tansania in den vergangenen Monaten gehäuft, was unter anderem auf die im Herbst 2015 anstehenden Parlamentswahlen zurückzuführen sein dürfte: In Wahlkampfzeiten ist unter den Anwärtern auf einen Abgeordnetenposten der Bedarf an Glücksbringern besonders groß.

Für die die mit derlei Menschenmaterial handeln, ist es ein lukratives Geschäft: Bis zu 70 000 Euro sollen die Körperteile eines kompletten Leichnams auf dem Markt einbringen. Seit Jahren untersuchen Wissenschaftler den stetig wachsenden Glauben an Hexerei im nachkolonialen Afrika. Die meisten sind sich einig: Hauptursache sind rasante soziale Veränderungen durch die Globalisierung. Ein Großteil afrikanischer Ressourcen fließt in die Industriestaaten ab. Enttäuschte Hoffnungen auf einen Anteil am Wohlstand haben Magie und Menschenjagd wieder aufleben lassen und mit dem Handel mit okkulten Glücksbringern wird viel Geld umgesetzt. (Quellen: Süddeutsche Zeitung, die Zeit)

Ausgehend von Originalzitaten des Recherchematerials werden in if Geschichten über Grenzsituationen von Bedrohung, Verfolgung und Tod nachgezeichnet. Es entstehen vier singuläre Einzelmodule, die zu einer Performance zusammengeführt werden. In ihr führen unterschiedliche Medien, Räume und Bilder einen Dialog. Das Sprechen trifft auf das Visuelle. Der Körper trifft auf die Komposition. Das Bild auf die Bewegung. Die Toncollage auf die Spiegelung. Jack Hauser, Chris Standfest, Yosi Wanunu und Hannes Wurm nehmen durch unterschiedlichen Übersetzungen, Haltungen und Aussagen divergierende Positionen ein und verhandeln in den vier Modulen unterschiedliche Fragestellungen. Begleitet werden sie von den Musikern Sebastian Bauer, Brendan Dougherty, Andreas Hamza (live) und Boris Kopeinig (live).

Gerahmt werden die Performances von einem Begleitprogramm, bei dem am 10. September die einzelnen Module als durchgehend begehbare performative Installation präsentiert werden, sowie einem Konzert von Sir Tralala am 13. September, das die Durchlässigkeit der Glashaus-Architektur und die transparente Grenze zwischen Lebens- und Kunstwelt auf besondere Weise erfahrbar macht. Die Performancereihe ist der erste Teil der neuen Schaufenster Trilogie please to meet you, in der Momente des Absurden menschlicher Existenz in den Fokus gerückt werden.


Performance Jack Hauser, Chris Standfest, Yosi Wanunu, Hannes Wurm Musik Sebastian Bauer, Brendan Dougherty, Andreas Hamza (live), Boris Kopeinig (live) Konzept, Inszenierung und Raum Hannes Wurm Dramaturgie Chris Standfest Projektleitung Anna Etteldorf Technik Sebastian Bauer Abenddienst Julia Muralter Produktion das Schaufenster Dank an ADRIA Wien mit Unterstützung von Wien Kultur
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