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touching…Gustav Ernst: Grado. Süße Nacht


Ein Abendessen zu zweit, nach einem Strandspaziergang, ein teures Restaurant, Gaumenfreuden und ein einziger Monolog über Sex, über Wünsche und Ängste, Phantasien und die Wirklichkeit. Gustav Ernsts "Grado. Süße Nacht" ist ein schonungsloses Buch, eine bittere Abrechnung mit der Realität, die an die Träume niemals heranreicht, schon gar nicht an die intimsten. Präzise abwägend, sehr offen und nicht selten äußerst rücksichtslos.

Der Monolog, niemals unterbrochen durch die Gegenreden der Frau, ist die Ablehnung eines nicht ausgesprochenen Angebots, gemeinsam eine "Süße Nacht" zu verbringen. Der Mann möchte nur ein Abendessen, während dessen er seine Ideen offenbart, was er in einer solchen Nacht mit seiner Begleitung alles anstellen und was dabei alles schief gehen könnte. Wovor er sich an einem eigentlich fremden Körper ekeln könnte und wovor sie sich vielleicht ekelt an ihm. Wie ihrer beider Vorstellungen und Wünsche nicht übereinstimmen würden.

Er geht so weit zu behaupten, dass Masturbation das eigentliche Geschlechtsleben sei. Der Partner ist dabei lediglich ein Hindernis, notwendig zwar, denn ohne sexuelle Erfahrungen gäbe es keine Vorlage für die weit schweifenden Phantasien, aber Partnerschaftlichkeit beim Sex wird vollständig negiert. Die "Liebe" ist ein Wunschtraum, eine Seifenblase, die zerplatzt.

Das alles ist in Gustav Ernsts Text sprachlich ausgefeilt, präzise argumentiert, wenn auch schwer übertrieben.


Lesung & Performance

Gustav Ernsts Text wird in touching…Gustav Ernst Grado. Süße Nacht als Lesung der Performance gegenübergestellt. Der Autor selbst wird aus seinem Monolog lesen, während im Nebenraum performativ eine Gegenwelt dazu geschaffen wird.

Ausgangspunkt ist das Schweigen der Frau, woraus sich ein Diskurs über die im Text behandelten Thematiken entwickelt: Liebe, Sexualität, Körperlichkeit, Gewalt, Macht, die Beziehung zwischen Mann und Frau, das Altern, Phantasie und Wirklichkeit. Die Frau bricht ihr Schweigen mit Mitteln, die dem sprachlich festgesetzten monologischen Lesen entgegengestellt werden. Gesellschaftliche Rollenbilder werden aufgelöst, indem die Inhalte des Textes auf eine persönliche Ebene von Erinnerung, Erfahrung und Emotion transferiert werden.