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© das Schaufenster | .aufzeichnensysteme | M1+1 / Sabine Maier | Rauch


text | zeichen | setzen
eine Forschungsreihe

text|zeichen|setzen ist ein Forschungsprojekt, in dem mit drei unterschiedlichen performativen Instrumenten – dem Text, dem Zeichen und dem Setting – das Prinzip der Komplizinnenschaft untersucht wird. Ausgangspunkt ist die Frage, inwieweit es als Gesellschaftsmodell gedacht werden kann. Die Komplizeninneschaft ist ein Begriff, der im Strafrecht durch eine gemeinsame Entschlussfassung, Planung und Durchführung einer Tat definiert ist. Sie beschreibt eine temporäre, zielgerichtete und selbstbestimmte Arbeitsweise als fluide Formation wechselnder Akteure. Die Praxis, wie wir in der freien Theaterszene arbeiten, ist genauso zu verstehen. Was zeichnet diese Methode aus? Was sind ihre Vorzüge? Und wie kann sie als Modell von Koexistenz begriffen werden?

das Schaufenster ist ein Raum der Kunstwelt, der durch eine transparente Grenze zum Geschehen außerhalb, der Lebenswelt, definiert ist. Durch diese Grenze, die sowohl visuell als auch akustisch durchlässig ist, entsteht ein Raum, in dem sich Kunst und Alltag einander beeinflussen und bedingen. „Wo ein Fenster ist, da sickert zwangsläufig die Welt herein und die Kunst hinaus“, (Arthur C. Danto). Das Schaufenster wird in diesem Kontext als eine Möglichkeit gesehen, Wirklichkeit, also das Verhältnis zwischen dem Dasein des Einzelnen und seiner Welt, ästhetisch zu erfahren und zu erkennen.

In der Arbeitsweise des Schaufensters wird der Realität, als modellhaftes Konstrukt von Wirklichkeit, die Ästhetik als Rahmung von Wirklichkeit gegenübergestellt. Ästhetik wird in diesem Verhältnis als ein „ästhetisches Denken … zum Begreifen unserer Wirklichkeit“ (Wolfgang Welsch) verstanden. Auch in text | zeichen | setzen als Forschungsprojekt liegt der Fokus auf der Möglichkeit von ästhetischem Denken. Forschung wird darin als das Arbeiten an wissenschaftlicher Erkenntnis verstanden, Wissenschaft als ein Modell von Wirklichkeit. Wie also vermögen wir in der Praxis des Schaufensters und der Reflexion auf die im Projekt angewandten Methoden, dem Text, dem Zeichen und dem Setting, unsere Wirklichkeit zu erfahren und zu erkennen?

Die Projekte im Schaufenster werden als ein gemeinsamer Schaffensprozess der teilhabenden Künstlerinnen verstanden, ohne jegliche Hierarchie. Wie aber kann ein hierarisches Denken in dieser Konstellation von scheinbarem Dualismus minimiert werden? Vielleicht gerade deshalb, weil sich eine jede von uns voll auf das jemeinige Gebiet konzentriert, in dem sie Spezialistin ist, unabhängig von sonstigen Kategorien wie Freundinnenschaft etc. Wie Puzzleteile ergeben wir ein Ganzes. Es ist eine Frage des sich in Szene Setzens. Wir haben uns getroffen, um mit den jeunsrigen Möglichkeiten etwas Gemeinsames zu schaffen: gemeinsam sind wir Text, gemeinsam erkennen wir in allem ein Zeichen, gemeinsam setzen wir uns räumlich in Beziehung; selbst wenn wir die eigentliche Verhandlung dessen unserer Komplizin überlassen. In diesem Raum der Katoptrik werden fragile Schnittmengen ersichtlich, die das gemeinsame Handeln auszeichnen und festigen, durch die Reduktion darauf. Dadurch, dass wir bereit sind, uns auf unser Spezialgebiet zu fokussieren und uns dabei gegenseitig zu vertrauen, kann uns der Coup gelingen. Möglicherweise ein Modell für Gesellschaft? wir sind: text|zeichen|setzen.

sein und zeit|lovely day|stay with me